Die Mietrendite ist nicht der entscheidende Faktor bei Immobilien
Wann lohnt sich der Kauf einer Immobilie als Kapitalanlage? Viele Käufer werfen einen ersten Blick auf die sogenannte Mietrendite, um herauszufinden, ob die Wohnung oder das Haus eine gute oder schlechte Geldanlage darstellen und sich der Kauf lohnt. Die Mietrendite ist eine der wichtigen Kennzahlen, anhand derer Sie eine Immobilie bewerten können.
Allerdings sollten Sie sich hier auskennen, um nicht aus Versehen Äpfel mit Birnen zu vergleichen. Denn die zu erwartende Rendite unterscheidet sich von Objekt zu Objekt und Lage zu Lage – und ist außerdem bei weitem nicht das wichtigste. Nur auf die Rendite zu spähen kommt dem Trugschluss ähnlich, ein Auto nur anhand seiner Motorleistung (PS) zu kaufen.
Doch weil die Rendite eine schnelle und einfache Kennzahl ist, sollten Sie wissen wie Sie diese richtig einschätzen. Im Folgenden geben wir Ihnen Anhaltspunkte, anhand derer Sie für sich entscheiden können, welche Wohnung oder Haus eine gute Kapitalanlage ist.
Wie berechnet man die Mietrendite?
Die Rendite ist das Verhältnis aus Kaufpreis und Ertrag und wird in Prozent ausgedrückt. Rendite ist also das was Sie bekommen, relativ zum Kaufpreis.
Um die Rendite einer Kapitalanlage zu berechnen, rechnen Sie wie folgt:
Jahreskaltmiete : Kaufpreis = Mietrendite (in Prozent)
Beispiel: 400 Euro monatliche Mieteinnahmen ergeben 4.800 Euro Jahreskaltmiete (400 x 12). Bei einem Kaufpreis von 100.000 Euro berechnet sich die Rendite der Immobilie also wie folgt:
4.800 : 100.000 = 0,048 = 4,8 % Mietrendite
4,8% kann eine gute oder schlechte Rendite sein. Für eine Immobilie in München wäre es eine sehr gute Rendite. Für eine Immobilie im Hinterland oder in einer wirtschaftlich sehr schwachen Region wäre das eine mittelmäßige Rendite!
Neben der Mietrendite hört man manchmal auch vom sogenannten Kaufpreisfaktor. Der Kaufpreisfaktor ist eine andere Form, die Mietrendite auszudrücken. Der Kaufpreisfaktor ist eine Kennzahl, die angibt wie viele Jahresmieten benötigt werden, um den Kaufpreis der Immobilie zu bezahlen.
Die Rechnung ist:
Jahreskaltmiete x Kaufpreisfaktor = Kaufpreis
Beispiel:
Bei 30.000 Euro Kaufpreis und 1.000 Euro Jahresmiete benötigt man die Mieteinnahmen aus 30 Jahren, um den Kaufpreis zu bezahlen. Der Kaufpreisfaktor ist also 30.
Man errechnet den Kaufpreisfaktor, indem man den Kaufpreis durch die Jahresmiete teilt. Also der umgekehrte Rechenweg im Vergleich zur Mietrendite:
30.000 Euro Kaufpreis : 1.000 Euro Jahresmiete = 30 (Kaufpreisfaktor)
Oft wird bei Immobilien-Angeboten der Kaufpreisfaktor oder die Mietrendite als Investment-Kennzahl angegeben. Es macht also Sinn, dass Sie diese Begriffe kennen.
Eine historische Betrachtung des Mietertrags in Deutschland
Im Internet lesen Sie desöfteren sehr präzise Aussagen wie “eine Immobilie muss mindestens 5% Rendite erwirtschaften, um rentabel zu sein” oder “die Immobilie muss Cashflow-Positiv” sein, also mehr Rendite erwirtschaften, als die monatlichen Kosten durch den Kredit und die Hausverwaltung kosten. Solche Aussagen sind leider heute nur noch sehr sehr selten realisierbar und wenn dann meist mit einem oder gar mehreren Haken.
Historisch hat sich die Rendite in den vergangenen Jahren langsamer entwickelt als die Kaufpreise angezogen sind. Während in den 2000er Jahren eine Rendite von 4 oder 5% in Top-Lagen noch durchaus möglich war, ist sie seitdem nach und nach geschrumpft.
Die Gründe hierfür sind hauptsächlich politisch: Mietspiegel, Mietpreisgrenzen und andere Vorschriften regulieren den Mietmarkt und verzerren die Marktkräfte aus Angebot und Nachfrage. Eigentlich würde die Nachfrage vielerorts weit höhere Mietpreise ergeben, doch da dies sozial nicht tragbar wäre, wird der natürlichen Preisbildung ein Riegel vorgeschoben. Anders verhält es sich am Kaufmarkt von Immobilien: hier können Verkäufer verlangen, was Sie wollen.
Wenn Sie sich fragen, wie viel Rendite Sie benötigen und sich Tipps aus dem Internet holen, müssen Sie daher darauf achten, ob die Infos überhaupt noch aktuell sind. Immobilien-Renditen sind in den vergangenen Jahren immer weiter gesunken.
Genaue Zahlen: Was ist eine gute Rendite bei Immobilien?
Welcher Kaufpreisfaktor ist gut?
Sicher kennen Sie diese Regel aus dem Aktienmarkt: Aktien mit hohen Erträgen unterliegen einem hohen Risiko. Geldanlagen mit geringem Risiko haben dafür auch einen niedrigen Ertrag. Genau so verhält es sich auch auf dem Immobilienmarkt. Ein hohes Risiko verlangt hohe mögliche Mieteinnahmen. Ein Objekt mit geringem Risiko erwirtschaftet nur geringe Mietrenditen.
Eine hohe Rendite bei Immobilien deutet allgemein auf ein höheres Anlagerisiko hin. Niedrige Renditen können auf ein niedriges Risiko hinweisen.
Aber was ist ein geringes Risiko? Ein geringes Risiko bedeutet, dass die Immobilie vermutlich niemals oder nur kurz leer stehen wird. Ein Blick auf die Leerstandsquote einer Stadt oder einer Region wird Ihnen also Aufschluss über mögliche Mietrenditen geben. Beispielsweise haben München und Berlin eine extrem niedrige Leerstandsquote von aktuell 0,2 % und 0,4 % (Stand 2024). Salzgitter dahingegen hat mit 8,1 % eine der höchsten Quoten in Deutschland. In München sind die Mietrenditen, daher weit niedriger als in Salzgitter.
Wenn Sie jetzt denken, dass die Mieten in München doch viel höher als in Salzgitter sind, möchten wir Sie nochmal daran erinnern: Die Miete pro Quadratmeter ist in München zwar höher, doch im Verhältnis zum Kaufpreis erhalten Sie in Salzgitter verhältnismäßig höhere Mieteinnahmen.
Auch Angebot und Nachfrage nach Mietwohnungen können die Rendite beeinflussen: in ländlichen Regionen leben viele Menschen in den eigenen vier Wänden. Die Nachfrage nach vermietetem Wohnraum ist im Vergleich zu Großstädten daher geringer, weswegen es auch nur ein entsprechendes Angebot an Wohnraum zur Miete gibt. Gleichzeitig wird für Miet-Objekte mehr verlangt, um z.B. das Risiko eines längeren Leerstands auszugleichen. Und so ergibt sich die höhere mögliche Rendite bei einem höheren Risiko.
Neben der Region oder Lage der Immobilie bestimmt auch die Art beziehungsweise das Vermietungskonzept die zu erwartenden Mieteinnahmen im Verhältnis zum Kaufpreis. Renditen für Einfamilienhäuser fallen anders aus als Mieterträge für Studentenwohnungen oder Mikroapartments. Und beide Immobilien-Typen rechnen sich auch völlig unterschiedlich. Der Mietpreis je Quadratmeter ist bei größeren Wohnungen oft höher als bei mittelgroßen Wohnungen. Und bei kleinen Wohnungen steigt der Mietpreis pro Quadratmeter wieder in die Höhe, da die Verwaltungskosten einer Ein-Zimmer-Wohnung ähnlich hoch sind, wie für eine größere Wohnung.
Allein anhand dieser Beispiele ist ersichtlich, dass eine Aussage á la “4 — 5 % Rendite sind für eine Kapitalanlage die Mindesterfordernis” zu allgemein gehalten ist. Sie müssen sich im Detail über die Immobilie und deren Lage informieren, um die Rendite realistisch einschätzen zu können.
Mögliche Renditen nach Standort
Die folgende Tabelle gibt eine ungefähre Auskunft darüber, welche Rendite akzeptabel sein kann.
Lage / Region der Immobilie | Mögliche Mietrendite | Möglicher Kaufpreisfaktor |
Stadt in A‑Lage (z.B. München, Berlin, Hamburg, Frankfurt) | ab 2 % | bis zu 50 |
Stadt in B‑Lage (z.B. Leipzig, Dresden, Augsburg, Nürnberg) | ab 2,5 % | bis zu 40 |
Stadt in C‑Lage (z.B. Erlangen, Halle, Heidelberg, Potsdam) | ab 3 % | bis zu 35 |
Stadt in D‑Lage (z.B. Ingolstadt, Regensburg, Bielefeld, Trier) | ab 4 — 5 % | bis zu 25 |
Durchschnittliche Kauf- und Mietpreise vergleichen
Wenn Sie in einer beliebigen Stadt den durchschnittlichen Kaufpreis mit der Durchschnitts-Miete vergleichen, erhalten Sie eine erste Annäherung an die mögliche Rendite dieses Standorts.
Beispiel: Die durchschnittliche Miete in München liegt aktuell bei 17 Euro pro Quadratmeter (also 204 Euro pro Jahr). Der durchschnittliche Kaufpreis pro Quadratmeter liegt bei 7.800 Euro.
Die Rechnung ist also:
204 Euro : 7.800 Euro = 0,026 = 2,6 % durchschnittliche Mietrendite in München
Dies ist eine sehr grobe Herangehensweise, denn hier wird alles in einen Topf geworfen: Neubau-Kaufpreise, Bestands-Kaufpreise aber auch Einfamilienhäuser, Maisonette-Wohnungen und Mikroapartments. Es ist also nur eine Annäherung. Im Detail müssen Sie wiederum Ihr Objekt betrachten und dieses mit ähnlichen vergleichen: also die Durchschnitts-Kaufpreise und Miethöhe für z.B. eine 3‑Zimmer-Wohnung in einem ähnlichem Zustand und in derselben oder einer ähnlichen Lage.
Die Mietrendite kann sich auch bessern
Es gibt auch Szenarien, die ein Objekt mit einer auf den ersten Blick niedrigen Mietrendite attraktiv werden lassen. Diese sind oftmals nur zu finden, wenn man sich mit der Immobilie wirklich auseinandersetzt. Beispielsweise kann dies eine baldige Neuvermietung sein: der derzeitige Mieter lebt seit 30 Jahren zu sehr niedrigem Mietzins in der Wohnung und hat bereits angekündigt, in Kürze ausziehen zu wollen, so dass Sie das Objekt zeitnah zu einer ortsüblichen weit höheren Miete weitervermieten können.
Fazit
Während man sich von einer guten Rendite leicht blenden lässt, sollte man doch versuchen herauszufinden, warum die Rendite so ist, wie sie ist. Erst wenn Sie diese versteckten Risiken gut einschätzen können, können Sie die Rendite realistisch bewerten und sicherer einkaufen. Der Immobilienmarkt bringt selten Hammer-Schnäppchen mit sich. Dafür sind Immobilien einfach zu teuer in der Herstellung.
Machen Sie sich daher immer wieder bewusst, dass die Rendite nur einer von vielen Indikatoren für die Bewertung einer Immobilie ist. Sie sollte auf keinen Fall schlecht sein, aber Sie muss auch nicht “den Markt” schlagen. Wichtig ist, dass Sie in eine solide, betreuungsarme Immobilie investieren, die Ihnen hinterher keinen Ärger macht. Denn Ärger kann Sie weit mehr kosten als ein paar Prozentpunkte mehr Rendite.