Die Presse berichtet regel­mäßig über stark anstei­gende Mietpreise. Insge­samt mögen die Preise durchaus steigen, doch fehlt oft auch eine relative Betrach­tung, die die gemel­deten Preis­stei­ge­rungen ins Verhältnis setzt. Die reale Mietpreis­stei­ge­rung fällt unter diesem Blick­winkel oft doch recht anders aus. Illustrieren wir das am Beispiel Leipzig:

Zu Leipzig finden sich in den verschie­denen Veröf­fent­li­chungen zahlreiche Überschriften mit Botschaften wie „Mieten in Leipzig steigen am meisten“ oder „Angebots­mieten steigen um fünf Prozent pro Jahr“. Bei Mietern oder bei Stadt­ver­wal­tungen lösen solche Mittei­lungen verständ­li­cher­weise eine gewisse Unruhe bis hin zur Panik aus. Doch, wie sind solche Meldungen einzuordnen?

Sensationsmeldungen und kurze Betrachtungszeiträume

Tatsäch­lich beziehen sich Meldungen dieser Art immer auf sehr kurze Betrach­tungs­zeit­räume. Oft finden sich Zusätze wie „im letzten Jahr“ oder äußer­sten­falls „in den vergan­genen drei Jahren“. Beglei­tende Diagramme beginnen zumeist irgendwo in der Mitte der 2000er Jahre. Leider trifft das gerade auch mit dem Tiefpunkt am Immobi­li­en­markt Leipzig zusammen, wo rund 83.000 Wohnungen leer standen. Natür­lich fiel das Preis­ni­veau derzeit mit dem Überan­gebot an Wohnungen.

Wird eine stati­sti­sche Betrach­tung an einem solchen histo­ri­schen Tiefpunkt begonnen, wird sich das Preis­ni­veau länger­fri­stig wahrschein­lich erholen. Natür­lich zeigt ein Chart, der z. B. 2005 beginnt, bis in die Gegen­wart im Durch­schnitt Preis­stei­ge­rungen. Schaut man aber noch etwas weiter zurück, bietet sich ein ganz anderes Bild, denn der Mietwoh­nungs­markt in Leipzig hat durchaus eine längere Historie.

Mietpreise Leipzig in der Langzeitanalyse

Ein Blick in die Leipziger Volks­zei­tung im Monat August 1994 zeigt beispiels­weise, dass hier 100 Wohnungen für durch­schnitt­lich noch 16,28 DM pro m² zur Miete ausge­schrieben waren. Über die folgenden Jahre entwickelten sich die Mietpreise in Leipzig konti­nu­ier­lich nach unten. Es gab derzeit einen enormen Umfang an Bau- und Sanie­rungs­maß­nahmen, während aber gleich­zeitig die Bevöl­ke­rungs­zahl zurück­ging. Unter diesen Voraus­set­zungen war bis 2006 ein Rückgang des Mietni­veaus zu verzeichnen, das sich dann im Bereich 4,50 bis 5 Euro pro m² einpen­delte. Ab 2007 legte die Einwoh­ner­zahl wieder zu und der Mietmarkt erholte sich. Ab 2012 zeigte sich dann ein stetiger Trend bei der Einwoh­ner­ent­wick­lung, der bis jetzt ungebro­chen anhält.

Hier ist ein Diagramm, das die Angebots­preise für Wohnungs­mieten in Leipzig zeigt, wie sie die von 1994 bis 1999 in der Leipziger Volks­zei­tung veröf­fent­licht waren, jeweils 2. Halbjahr. Ab 2000 beziehen sich die Zahlen auf Mietpreise, wie sie vom Immobi­li­en­ver­band Deutsch­land IVD, damals RDM, veröf­fent­licht wurden.

Das Diagramm mit dem erwei­terten Zeitrahmen enthüllt, dass sich die Mietpreise langfri­stig gesehen doch nicht so enorm erhöht haben, wie das die Meldungen der vergan­genen Jahre vermuten lassen. Denn, wenn nicht die Phase mit dem bisher niedrig­sten Mietni­veau als Ausgangs­punkt gewählt wird, ist die Gesamt­ent­wick­lung sofort viel weniger drama­tisch. Vielmehr zeigt eine langfri­stige Sicht der Dinge ein deutlich relati­viertes Bild. Natür­lich waren die ersten Mieten für sanierte oder neue Wohnungen knapp­heits­be­dingt sehr hoch. Ab etwa Mitte der 1990er gab es dann aber ein massives Überan­gebot an Mietwoh­nungen. Das hatte zur Folge, dass die Mietpreise praktisch ins Boden­lose sanken.

Auch Leipzig liegt im bundesdeutschen Durchschnitt

Seit etwa dem Jahr 2012 steigt das Mietpreis­ni­veau wieder an – aller­dings von einem histo­risch niedrigen Stand. Vergleicht man die Mieten mit den 15 anderen deutschen Städten über 500.000 Einwoh­nern, dann liegt Leipzig jetzt hinter Duisburg auf Platz 14. Daneben darf man auch nicht vergessen, dass die hier genannten Zahlen Angebots­mieten sind – tatsäch­liche Bestands­mieten bewegten sich laut dem Sozial­re­port der Stadt Leipzig in 2017 im Durch­schnitt bei 5,62 Euro pro m². Alles in allem lassen sich im deutsch­land­weiten Vergleich auch in Leipzig keine markt­über­grei­fenden Übertrei­bungen erkennen.