Vor allem im Segment Wohnimmobilien zeigen sich am Immobilienmarkt bislang kaum negative Auswirkungen durch Corona. Die Lage könnte mittelfristig dennoch etwas schlechter werden, wenn die deutsche Wirtschaft länger schwächelt als gedacht.
Immobilienmarkt in Metropolen kaum betroffen
Ein neuer Börsencrash ist momentan das Schreckgespenst unter Anlegern. Tatsächlich sind die Unternehmenszahlen des ersten Quartals eher enttäuschend ausgefallen. Dagegen präsentiert sich der Immobilienmarkt geradezu als Muster der Stabilität. Am signifikantesten zeigt sich das bei einem Blick auf die Metropolregionen. In München, Frankfurt oder in Stuttgart stiegen die Preise im ersten Quartal 2020 deutlich an. Doch auch in Düsseldorf, Dortmund und Köln zeigt die Corona-Pandemie kaum Auswirkungen auf die normale Entwicklung. Im ersten Quartal 2020 sind die Preise hier überall im Bereich 2 – 4 % angestiegen.
Corona und Auswirkungen auf den Wirtschafts- und Arbeitsmarkt
Für Pekka Sagner, Spezialist für Wohnungspolitik und Immobilienökonomik am IW (Institut der Deurschen Wirtschaft) ist der Immobilienmarkt bisher kaum von Corona betroffen. Er sieht die Corona-Krise zumindest bislang als Wirtschafts- und Arbeitsmarktkrise. Die Nachfrage nach Wohnraum sei weiterhin so hoch, dass das bestehende Angebot nicht ausreiche, um den Bedarf zu decken. Dies treibe die Mieten und Kaufpreise trotz Corona in die Höhe. Falls allerdings viele Menschen dauerhafte arbeitslos blieben, die Wirtschaft langfristig schwächle und Lohne weiter sänken, könne sich der Trend drehen, so Sagner.
Auswirkungen auf Gewerbeimmobilien
Am Markt für Büro- und Gewerbeimmobilien zeigt sich für Investoren allerdings ein anderes Bild. Thorsten Lange, Volkswirt bei der DZ Bank, schreibt in einer Studie, die das genossenschaftliche Institut für den Büroimmobilienmarkt anfertigen ließ: „Umfassende Stützungsmaßnahmen wie das 130 Mrd. € schwere Konjunkturpaket begrenzen zwar den durch die Pandemie ausgelösten wirtschaftlichen Schaden. Dennoch dürfte die Büroflächen-Nachfrage spürbar schwächer ausfallen als in den Vorjahren“. Unter anderem deute darauf der von Unternehmen wie Lufthansa, BMW, Fraport oder ZF bereits angekündigte Stellenabbau hin. Lange hält eine Zunahme der Büro-Leerstände um 1 – 2 % im weiteren Verlauf der Corona-Krise für möglich. Allerdings dürften sich die Leerstände und die Mietrückgänge 2021 insgesamt „auf den mittleren einstelligen Prozentbereich beschränken“, da der Büromarkt bereits vor der Krise übersättigt war.
Homeoffice hemmt Büroimmobilien
Auch die flexiblere Handhabung von Büroplätzen mit dem Siegeszug des Homeoffice dürfte sich bei Büroimmobilien bald bemerkbar machen. „Diese Effekte könnten sich am Büromarkt schon frühzeitig auswirken, wenn Unternehmen und andere Arbeitgeber Entscheidungen über neue Büroflächen erst einmal hinauszögern, um den zukünftigen Flächenbedarf eingehend zu analysieren“, sagt Lange. Dennoch ist er nicht der Meinung, dass das Büro als solches überholt wäre: „Der Mensch ist ein soziales Wesen. Direkte Kommunikation und Teamarbeit führen auf Dauer zu besseren Ergebnissen als 100 % Homeoffice.“