
Untersuchung von Engel & Völkers sieht Leipzig mit hoher Anziehungskraft für Investoren
LEIPZIG/DRESDEN. Die mitteldeutschen Großstädte verfügen über enormes Potenzial bei Anlageimmobilien. Das ist das Fazit des jüngsten Marktreports des Hamburger Immobilienunternehmens Engel & Völkers (EuV). „Die Anziehungskraft der Metropolen nimmt deutlich zu“, schätzt Ralf Oberänder, EuV-Chef in Leipzig, ein. Der starke Nachwende-Trend, wonach es zahlreiche Einwohner aufs Land zog, sei eindeutig vorbei. „Die Stadtflucht ist derzeit Geschichte“, hat Oberänder beobachtet, dessen Unternehmen sich auf die Vermittlung von Immobilien an gut verdienende Privatpersonen bis hin zu mittelständischen Immobilienfirmen spezialisiert hat. Im Fokus stünden dabei Gebäude mit vier und mehr Wohnungen bis hin zu größeren Anlagen mit 100 bis 200 Wohneinheiten mit Ladenpassagen. „Die Menschen streben zunehmend wieder in die Metropolen“, stellt auch der Präsident des Immobilienverbandes ND, Jürgen Schick, fest.
Leipzig hat nach Oberänders Meinung nach wie vor die größte Anziehungskraft für Investoren im der Region zwischen Dresden, Chemnitz und Halle. Leipzig sei der Magnet und verfüge über eine enorme Strahlkraft. „Allerdings nimmt Dresden als Landeshauptstadt eine Sonderstellung ein“, fügt der 39-Jährige hinzu. Die Messestadt rangiere zwar in Mitteldeutschland hinsichtlich der Popularität auf dem 1. Platz, aber Dresden „ist preistechnisch nicht so schnell zu überholen“.
Mieten und Preise kletterten nach einer Untersuchung des Analyseunternehmens Empirica vielerorts immer höher. „Ein Ende der Mietpreisanstiegs ist nicht absehbar , urteilt Empirica-Geschäftsführer Reiner Braun. Das schafft den Experten zufolge natürlich Anreize für Investoren, für die es auf die Rendite-Chancen bei den Wohnanlagen ankommt. Zumal sie aufgrund der Niedrigzinsen ihr Geld lieber in „Betongold“ anlegen. Dass dabei auch die mitteldeutsche Region im Blickpunkt steht, ist für die Deutsche Hypothekenbank verständlich. Ihrer Studie zufolge sind die Rendite-Perspektiven in sogenannten B-Städten „weiterhin positiver“ als in A-Städten, wo sich der Angebotsengpass immer stärker ausweite. „Viele Investoren richten deshalb ihr Augenmerk heute sehr viel stärker auf 13-Städte als noch vor einigen .fahren“, betont Andreas Pohl, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Hypo. „Ich gehe davon aus, dass sich der Trend fortsetzt.“
Zu B-Metropolen zählen demnach etwa Leipzig, Dresden, Hannover, Karlsruhe und Nürnberg. Oberänder ist sich ebenfalls sicher, dass der Markt in Mitteldeutschland „mietmäßig zulegen wird“.
Den „Ausstrahleffekt von Leipzig“ spürt auch das 40 Kilometer entfernte Halle recht deutlich, berichtet Beate Lüthje, EuV-Managerin in Halle. „Leipzig ist für Investoren quasi ausverkauft“, meint sie. Dem widerspricht Oberänder vehement. Die Stadt „stellt alles im Osten in den Schatten“, ist er überzeugt. „Das Potenzial für Investoren ist ungebrochen.“ So habe allein EuV im vorigen Jahr in Leipzig 100 Häuser vermittelt. „In diesem Jahr haben wir die 100 bereits jetzt überschritten „, berichtet der gebürtige Weimarer. Insgesamt – bezogen auf alle Immobilienunternehmen – seien 2015 in Leipzig 779 Wohngebäude verkauft worden (2011 waren es 661) mit einem Transaktionsvolumen von fast 790 Millionen Euro (2011: 250 Millionen Euro). Für dieses Jahr prognostiziert der Report 780 Verkäufe für alles in allem 670 Millionen Euro. „Der Markt ist also nach wie vor höchst attraktiv“, schlussfolgert Oberänder. Damit setze sich eine mehrjährige Entwicklung ungebremst fort, So rangierte Leipzig laut EuV im Jahr 2014 nach Berlin bei der Anzahl der verkauften Wohn- und Geschäftshäuser mit 806 bundesweit auf dem zweiten Rang hinter Berlin (1126 Verkäufe), Zulegen konnten in den vergangenen Jahren auch Halle und Chemnitz. In der Saale-Stadt stiegen die Verkaufszahlen von 163 im Jahr 2011 auf geschätzte 190 in diesem Jahr. Das Transaktionsvolumen erhöhte sich von 54 Millionen auf 92 Millionen Euro. Ähnlich die Entwicklung in Chemnitz. 190 Verkäufe für insgesamt 75 Millionen Euro sind in diesem Jahr vorhergesagt. Dem standen 91 Vermittlungen mit 46 Millionen Euro vor fünf Jahren gegenüber.
Während viele Anleger nach der Wende vor allem aus Steuerspargründen ihr Geld in Immobilien in den neuen Ländern gesteckt hätten, „ist nunmehr ihr Ziel vor allem die zu erwartende Rendite „, weiß Oberänder. Die Investoren würden dabei – im bundesweiten Vergleich – Immobilien zu recht günstigen Preisen erwerben können. „Nach einer vernünftigen Sanierung sind dann natürlich höhere Mieten zu erzielen und der Gewinn ist garantiert‘, beschreibt der studierte Betriebswirt die Lage. Zwei Trends stelle er derzeit fest. „So manche Gebäude, die nach der Wende schick gemacht wurden, haben inzwischen etwas Patina angesetzt. Hier greift derzeit die zweite Sanie- . rungswelle.“ Darüber hinaus gebe es in den mitteldeutschen Metropolen noch genügend unsanierte Häuser. „Auch hier lohne sich der Einstieg für Investoren.“
In Sachsen und Sachsen-Anhalt ist laut I Oberänder das Iinmobilien-Preis-Leistungsverhältnis gut. Der Markt sei nicht so hart wie etwa in München oder Berlin. „In Mitteldeutschland gibt es noch gute ,` Anlagemöglichkeiten“, verspricht der seit 2012 in Leipzig wohnende Immobilienexperte Die Potenziale in Leipzig, Chemnitz und Halle „sind sehr gur . Zugleich legten die Eigentümer Wert auf 1 die möglichst komplette Vermietung der 7 Wohnungen. „Die Angst vor Leerstand und damit Einnahmeverlust ist größer als das Streben nach einem Maximum an Miete pro Quadratmeter.“
Entsprechend „günstig kommen Wohnungssuchende an passende Objekte. Zwischen 4,80 und 6,80 Euro pro Quadratmeter in mittlerer Lage liegen die Mieten in Leipzig derzeit. In Chemnitz pendeln die Kosten zwischen 4,20 und 5,20, in Halle zwischen 4,40 und 6,20 Euro. In — sehr guten Lagen müssen die Mieter laut EuV-Marktbericht allerdings deutlich tiefer in die Tasche greifen. Hier sind für den Quadratmeter bis zu elf Euro in Leipzig zu berappen, in Halle bis zu 9,70 Euro, in Chemnitz bis zu acht Euro. „An diesen Zahlen zeigt sich, wie stark Leipzig auf Halle ausstrahlt“, erklärt Oberänder.
Quelle: Ulrich Langer, Leipziger Volkszeitung
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